Mittwoch, Oktober 25, 2006

Ganz normaler Wahnsinn...

Wir waren am WE in MUCH.
Jaja, ein nettes Örtchen bei Köln. Aber fangen wir von vorne an.

Freitag nachmittag. Wir wollen um vier losfahren. Es wird fünf.
Es geht voran. Der Panzer schnurrt wie ein Kätzchen. Wir stehen im Stau, verfahren uns ein bischen, stehen wieder im Stau. Nie wieder fahre ich die A661.
Es geht weiter. Gaspedal liegt auf dem Boden.
Soll ich tanken? Nö, wird schon noch ne Weile reichen.
Weiter gehts... Kaum 10km hinter der Tanke geht die Reserveleuchte an. *humpf* Naja, haben ja noch 50km. Woher sollte ich es auch wissen? Hatte auf dem Heimweg von der Dani ja noch mal Halbvoll gemacht. Und die Km-Anzeige war so natürlich etwas durcheinander.
Wir fahren weiter. Etwas langsamer, lieber etwas sparen.
10km, keine Tankstelle
20km, keine Tankstelle
30km, keine Tankstelle
40km, keine Tankstelle
Ich bekomme schon Schweißausprüche und sehe uns am Straßenrand liegen bleiben. Chris muß dann "I'm walking" machen, dass haben wir schon beschlossen.
Endlich, meines Gefühles nach kurz vor knapp, die rettende Tanke. Schnell auf dem letzten Tropfen an die Zapfanlage.
"Keine EC/Kreditkartenzahlung möglich"
Arsch offen? Und jetzt?
Chris sucht nen Automaten. Ich steh sehr schlau am Auto.
Chris findet einen Automaten, in der Raststätte. Toll, Volksbank, die wollen wieder viel Gebühren... Schweinebacken.
Egal. Mit Super für den Panzer und Take off für uns gehts weiter.
Mit 160. Ich habs jetzt eilig. Es ist dunkel und wir brauchen schon viel zu lange.
Irgendwann sind wir dann auf kurvigen Landstaßen und schließlich erreichen wir Much. Wahnsinn, der Ort. Der Knaller *gähn*
Ohne größere Probleme finden wir das Haus, dass wir suchen. Ich stelle mich treist vor die Garage, neben Renates BMW. Eine Minute später kommt Chris' Vater. Hab ich den Parkplatz geklaut??? *hehe*
Naja, wir gehen rein, und sagen erst mal Hallo. Ich staune. Woah, großes Haus. Hoffentlich erbt Chris das. Wir bekommen roten Sekt, schicke Sache.
Die Küche ist ziemlich groß. Würde mich auch gefallen. Jura-Kaffeemaschine, großer Herd, Backofen in der Wand... Schicke Sache. Weißes Holz und schwarze Marmor-Arbeitsplatte.
Das Wohnzimmer ist auch groß. Mit Kamin, extra Bücher"Raum", großen Türen zum Flur (Ich würde es eher "Halle" nennen) und großer Fensterfront. Elektrische Rollläden...
Das Wohnzimmer geht nahtlos in das Esszimmer über. Auch hier große Fenster. Nicht schlecht. Mein Stuhl wackelt ein bischen.
Ab zur Hausbesichtigung. Unten ist neben der Küche noch der Waschraum, eine Toilette, ein Büro, ein lustiger Raum unter der Treppe, der früher eine Tür in den Keller und zur dort liegenden Praxis hatte. Der lustigste Raum sieht aus wie eine Abstellkammer. Ist aber noch kleiner wie die von meiner Mama. Kleiner wie eine Toilette. Früher war das der Panicroom. *lach*
Dann gehts nach oben. Aber ohne Schuhe bitte, der Teppich ist neu. Und klasse. Von Anfang an liebe ich ihn. Er ist zwar dummerweise weiß, aber so kuschelig, als würde man auf Wolken laufen. Hoffentlich erbt Chris das Haus...
Gleich neben der Treppe oben ist das Gästezimmer. Der Schrank ist von Chris' Vater beschlagnamt. Egal. Ein Sessel, ein Hocker und ein Bett, dass mir so bekannt vorkommt. Das hab ich von Tübingen an den Bodensee umgezogen. Bzw. dabei geholfen. Schön, mit kleinem Balkon, viel Licht und elektrischen Rollläden. Luxus...
Daneben, das Bad. Ein Bad, genauergesagt. Die Farbe ist laut den Vorbesitzern "curry", ich dachte eher an Mittermeiers "Senf-bläh-farben". Egal, Dusche, zwei Waschbecken, Toilette und einen in der Wand eingelassenen Schrank. Das wird unser Badezimmer. Kein Problem.
Gegenüber ist das zweite Büro. Groß genug um auch daraus ein Wohzimmer zu machen. Zumindest ein gemütliches. Schreibtisch, Schrank, Regal. Und eine Schneiderpuppe. Hinter der Tür hängt ein Mercedes-Kalender. Ich muß an Hartmut denken.
Neben dem zweiten Büro ist ein Zimmer, dessen Funktion wohl mehrfach belegt ist. Schlafplatz für den Handwerker aus Polen, Rumpelkammer, Kartonablage, Schrank... Ich hab nicht genauer nachgeschaut.
Am Ende des Ganges betritt man das Schlafzimmer. Riesig, ist das erste, was mir einfällt. Hier könnten Kinder Fahrrad fahren. Links eine Batterie Vorhänge, dahinter verstecken sich Klamotten in einem Ikea-Regal-System. Aber sieht ja keiner. Die Wand gegenüber der Tür besteht fast nur aus Fenstern. Woah, tagsüber muß es hier hell sein. Rechts steht das Bett. Da kuck ich nicht genauer hin. Es gibt Sachen, die will ich gar nicht wissen. Neben dem Bett geht es zum Ort der absoluten Dekadenz:
Dem zweiten Bad.
Ein "Traum" aus hellrosanem Marmor, mit Stufe nach oben, riesiger Dusche, zwei Waschbecken und dem Knaller: Die Badewanne. Für meinen Geschmack etwas zu klein, aber durch die vorher hochgegangene Stufe etwas tiefer, und rundrum mit Ablagefläche ohne Ende. An der Wand eingelassen, drei Hallogenstrahler. Einen Aus-Schalter dafür finde ich nicht. Als wir rausgehen, und das große Licht aus ist, leuchten die munter weiter.

Schließlich packen wir unser Zeug aus dem Auto und kurz drauf gibt es Abendessen. Nichts aufwendiges. Kartoffelsalat und kleine Schnitzel. Renate kocht ganz gut. Hätte ich fast nicht erwartet. Danach wird noch ein bischen Small-Talk betrieben im Wohnzimmer. Irgendwann schläft Renate auf dem Sofa ein und wir gehen ins Bett.

Der Samstag fängt nicht so früh an. Wir frühstücken ausgiebig und reichlich. Dann kümmert sich Chris um den Rechner und die W-Lan-Probleme. Wie so oft artet das aus. Der PC hat einen Schnupfen ohne Ende, total verseucht. Mein Problem soll es nicht sein, ich verzieh mich aufs Zimmer, sitz auf dem Sessel und grabe meine Füße in den genialen Teppich. Irgendwann gibt es dann zum Mittagessen (so gegen halb zwei) Reste von gestern. Kein Problem, nur die Gemüsesuppe, die Renate als Vorspeise kredenzt ist nicht so mein Fall. Viel Gemüse, wenig Suppe.
Anschließend bastelt Chris weiter. Dann geht es zu einer Freundin von Renate. Die haben Probleme mit dem W-Lan und Chris soll kucken und ihnen aufschreiben, was sie brauchen. Die Tochter ist da. Wir hocken uns ins Wohnzimmer, während Chris mit ihr im Keller verschwindet.
Ich traue meinen Augen nicht. Neben den Dalis über den Sofa hängt am Fenster...
Sahm, mit bemaltem Rahmen. Ich fass es nicht, meine Augen quellen über und ich breche in Begeisterungsstürme aus. Renate meint, der sei echt. Dann zeigt sie mir noch einen, im Treppenhaus. Ich falle fast um. Boah, das Bild mit den großen Fenstern und den kleinen Leuten. Ich denke an Dani. Renate mein wieder, der sei echt. Aber ich finde, es sieht arg nach einem Druck aus. Ich mein, so glatt stell ich mich das Bild nicht vor. Renate kratzt mit dem Fingernagel leicht drüber. Ich lass das lieber.
Chris ist gott sei Dank schnell fertig, ich wäre sonst noch zum Kunstdieb geworden. Wir fahren wieder.
Ab nach Köln. Nach langem Stehen haben wir einen Parkplatz. Wir schlendern zum Dom. Naja, der ist zwar groß, und bestimmt auch beeindruckend. Ich find ihn dreckig. Auf die Frage, ob wir reinschauen möchten, schüttel ich entsetzt den Kopf. Nö, danke.
Wir schlendern am Ustinov-Cafe vorbei (soll gut sein... und wohl auch teuer) in die Einkaufsstrasse. Es ist voll. Sehr voll. Die Strasse hat einfach nicht die Breite einer Zeil, oder Königsstrasse, wo es sich besser verteilt.
Ich bin schnell genervt. Mehr als die Leute stört mich aber, dass Renate und Chris' Vater vor Läden stehen bleiben, bei denen ich Anfälle bekomme. Ich zahl doch keine 360 Euro für ein Paar Halbschuhe... Total gestreßt bin ich vor dem Auktionshaus. Ich bleib einfach draussen stehen. Kein Bock. Aber der Klimt, der draussen steht, ist der echt? Naja, ich kuck doch ein bischen. Ich bekomm die Krise, Tiffanny-Lampen, Truhen, Teppiche, Geschirr, Skulpturen. Teilweise ganz nett, aber so teuer... Ih, Rez, mach das weg... Der Laden gegenüber hat viel coolere Sachen, Uhren mit Schafen, Kühen, Drogenbildern...
Wir stehen ziemlich lange da, bis die zwei wieder rauskommen. Dann schlendern wir weiter.
Vor Peek & Cloppenburg beschließt Renate, dass sie noch eine Hose braucht. Ob ich mit will... Nö, danke, nicht so meine Preisklasse. Wir hocken uns ein paar Meter weiter in ein Kaffee. Und das bei dem Wetter. Aber es geht. Ich hab Blick auf den Eingang eines Schuhgeschäfts. Meine Güte, das macht Spaß, Leute kucken.
Irgendwann, nicht nach einer halben Stunde wie versprochen, sondern nach einer, ist Renate auch mal fertig. Wir machen uns auf den Rückweg zum Auto. Schließlich haben wir eine Tischreservierung heute abend.
Das wir da wohl zu spät kommen werden, stellen wir fest, als wir zehn Minuten im Parkhaus stehen. Dort bleiben wir noch ein Weilchen. Dann stehen wir ein bischen durch Köln.
Endlich auf der Autobahn. Renate meint, sie will noch kurz nach Hause, und sich umziehen. Fünf Minuten gekommt sie dafür. Ich bin vorher fertig. In drei. Mit Strumpfhose anziehen, Rock anziehen und Oberteile austtauschen. Und in die neuen Pumps steigen. Aua.
Wir ziehen los. Es ist gleich um die Ecke. Oha, im Golfclub. Wir kommen rein. Alles starrt... Hey, noch nie eine Frau mit langem Samtrock, Armstulpen und knallrot-braunen Haaren gesehen? Ich muß innerlich lachen. Spießerverein.
Wir sitzen mit Renates Freundin und ein paar anderen Leuten am großen Tisch. Ich schau auf die Menü-Karte. Meine Augen quellen über... 12 verschiedene Weine, 6 Gänge. Wer soll das Essen? Ich bin froh, Titanic gesehen zu haben, Besteck von aussen nach innen... Drei Gabeln, ein Löffel, zwei Messer. Vier Gläser. Und ein Sektglas...
Schnell bin ich etwas angeschickert. Den ersten Gang haben wir verpaßt, aber den Rest bekommen wir noch. Whao, ich komm gerne wieder. Das Essen war klasse. Nicht so übertrieben Prollig. Sogar für mich essbar. Ich such bei Gelegenheit mal die Menukarte.
Neben dem Essen erzählt der Winzer was über die Weine. Alles Weißweine, nur ein Roter. Die meisten sind sehr lecker. Und nicht mal so teuer, wie man dem Prospekt des Winzers entnehmen kann.
Nach dem Essen lernen wir den Inhaber des Golfclubs kennen. Kai. Schwul, ich erkenne es auf den ersten Blick. Der Mann ist klasse. Da die Weinkönigin fehlt, muß eine Dame einspringen.

Nach dem Essen fahren wir nach Hause. Chris und sein Vater rauchen noch eine Zigarre. Ich entschuldige mich sehr schnell und geh ins Bett. Da les ich dann noch. Chris kommt einige Zeit später. Ihm ist schlecht. Die Zigarre hat ihm den Rest gegeben. Ich lese gemütlich während er ins Bad rennt und die Kloschüssel umarmt. Ich grinse. Selber schuld. Ich bin betrunken, aber ich weiß, warum ich mir den Zigarrenrauch nicht gegeben hab. Ich schlafe später wie ein Stein.
Sontag fängt gemütlich an. Wieder spät Frühstücken. Dann noch ne Weile reden. Chris bastelt ein bischen am nicht funktionierenden Drucker.
Wir wollen eigentlich um zwei fahren, ich hab ja noch ne Sendung zu kucken.
Um zwei stehen wir auf dem Golfplatz. Wir schauen zu. Wahnsinn... Lustig ist einzig und allein die Tatsache, wie Chris' Vater seine Bälle am Anfang ins Unterholz befördert. Dann hat er sich eingespielt und es ist langweilig.
Der Golfcaddy rettet mich vor dem Sterben. Ich darf auch mal fahren. HUHU, *hubbel*
Es windet. Bei Loch 8 hab ich entgültig keine Lust mehr. Ich hock mich auf die Bänke da, und rauch eine Zigarrette. Renate und Chris' Vater spielen die 9.
Ich reg mich auf. So ein langweiliger Sport. Für jeden Scheiß einen extra Schläger, so lahmarschig, so ätzend. Wir tigern nach der Kippe zu Loch 9. Gott sei dank, dass war es. Sie haben auf die restlichen neun verzichtet. Chris und sein Vater bringen den Caddy weg, schade, und Renate und ich gehen schon mal ins Restaurant. Sie will umbedingt drausse sitzen. Da zieht es wie Hechtsuppe. Aber ich bin schön still. Ich zahl ja nicht.
Nach dem verdammt guten Essen setzen wir uns dann doch rein. Dann gibts noch Nachtisch. Den schaff ich nicht ganz. Aber egal. Mitnehmen was geht. Ich zahl ja nicht.
Chris' Vater hat nicht genug Bargeld dabei (nur 100€), Chris legt 20 aus.
Auf dem Heimweg hält Chris' Vater kurz bei der Bank. Chris bekommt am Haus seine 20€ wieder. Und noch n bischen was drauf. Die nächsten Tage zahlen wir bar. (Einkaufen in Darmstadt, und bei Aldi...)
Es ist dunkel, als wir heimfahren. Ich bin fast froh, dass wir weg sind. Es war unheimlich anstrengend. So viel Luxus, so viel Gedankenlosigkeit... einfach mal die Festbeleuchtung im Haus anlassen. Die geilste Frage an mich: Fliegst du nächstes Jahr nach Hawaii?
Nur weil ich einen Reiseführer lese, hab ich noch lang nicht die Kohle... Ich mach nicht drei mal im Jahr Urlaub.
Schließlich war man erst Anfang Oktober in Italien golfen. Da muß man dieses Jahr noch mal fahren.
Ich frage mich, wie man so wenig nachdenken kann, über Geld. Und auf der anderen Seite dann behaupten, man hätte ja nichts...

Ich bin froh, wieder zuhause zu sein. Ich mag meine kleine Wohnung, ich mach immer brav das Licht aus, wenn ich es nicht brauche.
Gestern waren wir in Darmstadt und ich hab eine geile Nadelstreifen Hose im 4th Dimension bestellt. Für 55€, gute Qualität und mal was anderes.

Was soll ich sagen? Ich hab aus dem Wochenende eines gelernt: Golfen ist tödlich, wegen Langweile und zu viel Geld macht auch nicht glücklich.

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